Als Master-Studentinnen der Medienkulturwissenschaft finden wir die Idee der Open Educational Practices (OEP) besonders spannend. Denn es bedeutet, dass Studierende nicht nur passive Konsument*innen von Lehrmaterialien sind, sondern auch aktiv an der Erstellung von Lerninhalten mitwirken können. Besonders in einem stark theorieorientiertem Fach könnten OEP den Lernprozess interaktiver und praxisnäher machen.
Konkrete Beispiele für Medienwissenschaften
Ein Beispiel: In einem Seminar zur Filmtheorie könnte eine Gruppe Studierender Materialien entwickeln, die anhand von Filmbeispielen verschiedene Theorien – etwa den Psychoanalyse-Ansatz oder das Konzept des „Male Gaze“ – verständlich und (audio-)visuell aufbereiten. Diese Materialien könnten dann als Open Educational Resources (OER) veröffentlicht und für alle zugänglich gemacht werden. Für uns Studierende wäre dies eine Möglichkeit, theoretische Konzepte nicht nur zu lernen, sondern so aufzubereiten, dass sie auch für andere verständlich und zugänglich sind.
Ein weiteres Beispiel könnte ein Projekt in der Mediengeschichte sein, bei dem Studierende eine Timeline erstellen, die wichtige mediale Entwicklungen des 20. Jahrhunderts veranschaulicht. Dabei könnten sie nicht nur Texte verfassen, sondern auch (audio-)visuelle und interaktive Elemente einbauen, wie etwa historische Film- oder Tonausschnitte, die die Theorie lebendig werden lassen. Auch dieses Material könnte als OER zur Verfügung gestellt werden und somit eine wertvolle Quelle für zukünftige Jahrgänge sein. Gleichzeitig würde das auch der Kreativität und Eigenverantwortung mehr Raum geben, was wir im Vergleich zur reinen Wissensvermittlung als viel motivierender und nachhaltiger empfinden.
Herausforderungen für Studierende und Lehrende
Natürlich gibt es Herausforderungen, wie zum Beispiel den Zeitaufwand, denn im Vergleich zu rein textbasiertem Lernen erfordert das zusätzliche Erstellen einer passenden Timeline durch Materialauswahl, -bearbeitung oder -produktion mehr Zeit. Dies betrifft sowohl Studierende als auch Lehrende, denn zunächst müssen die Studierenden die OER-Materialien produzieren. Anschließend müssen die Materialien von den Lehrenden gesichtet, überprüft und ggfs. optimiert werden, sodass die Qualität der von Studierenden produzierten Lehrmaterialien sichergestellt wird. Als Lösung dieser Problematik bietet sich die gemeinsame Erstellung der Materialien an. Lehrende könnten während der Produktionsphase gemeinsam mit Studierenden arbeiten und bei Rückfragen und Problemen zur Seite stehen.
Schlussfolgerung:
Dies würde zwar eine Umstrukturierung der Lehre erfordern, doch unserer Meinung nach bietet die Beteiligung an OEP einen echten Mehrwert für das Studium und könnte den Wissenstransfer in der Hochschulbildung nachhaltig verbessern.
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Warum Open Educational Practices ein Gewinn für das Studium sein können
” von Antonia Deus and Isabelle Wessels
ist lizenziert unter CC BY 4.0